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Der Studie von Roland Berger zufolge legen MedTech-Unternehmen mehr Wert auf die Rentabilität - Grafik: Roland Berger

STUDIEN

MedTech-Branche: Rentabilität vor Umsatzwachstum

Die Rentabilität in der Medizintechnikbranche ist rückläufig. Das führt nach Beobachtungen der Strategieberatung Roland Berger bei vielen Unternehmen zu Veränderungen der strategischen Prioritäten. Für die Studie 'Future of MedTech 2024' haben die Münchener Consultants im Dezember 2023 und Januar 2024 rund 600 Führungskräfte aus der MedTech-Branche befragt. 81 Prozent der Teilnehmenenden stammten aus der DACH-Region, zehn Prozent aus weiteren europäischen Ländern, acht Prozent aus Asien und zwei Prozent aus Nordamerika. Den Ergebnissen nach räumen viele Häuser nun der Gewinnoptimierung oberste Priorität ein, statt wie bisher dem Umsatzwachstum.

Setzten in den vergangenen drei bis fünf Jahren noch 57 Prozent der Medizintechnikunternehmen zuallererst auf Umsatzwachstum, hat sich diese Zahl zuletzt auf 31 Prozent reduziert. Dagegen planen 65 Prozent der Unternehmen für die kommenden Jahre, ihren strategischen Fokus auf die Optimierung der Rentabilität zu legen.

Peter Magunia, Partner von Roland Berger, sagt: "Bisher war die Medizintechnikbranche insbesondere durch Wachstumsstrategien, wie beispielsweise die Einführung neuer Produkte oder den Einstieg in weitere Märkte, geprägt – und dies bei historisch hohen Margen im Industrievergleich." Allerdings sei die Rentabilität in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. "Die Ursache dafür war und ist das schwierige makroökonomische Umfeld mit Inflation, steigenden Zinsen und Unsicherheiten durch geopolitische Spannungen", führt Magunia an. "Unsere aktuelle Studie zeigt nun, dass die Unternehmen darauf reagieren, ihre Strategie umstellen und verstärkt die Steigerung der Rentabilität in den Fokus nehmen."

Diese Verschiebung der strategischen Priorität ist bei MedTech-Unternehmen mit niedrigeren Gewinnmargen von bis zu 15 Prozent besonders ausgeprägt, stellen die Studienautoren fest. Von solchen Häusern setzten in den vergangenen drei bis fünf Jahren noch 48 Prozent auf Umsatzwachstum, doch in Zukunft planen dies nur noch 20 Prozent. Stattdessen wollen 72 Prozent die Gewinnoptimierung ins Zentrum der Strategie rücken (vorher 44 %). Bei MedTech-Unternehmen mit Margen von mehr als 15 Prozent priorisieren immer noch 42 Prozent den Umsatz (früher 65 %), doch auch hier fokussiert mit 58 Prozent inzwischen eine Mehrheit die Rentabilität (früher 35 %).

Die angestrebte Gewinnmaximierung wollen befragte Unternehmen in erster Linie durch die Konzentration auf ihr Kerngeschäft erreichen. "Bevorzugte Strategie ist dabei die Straffung des Produktportfolios und die Fokussierung auf Kernmärkte", sagt Magunia. Das helfe auch im Umgang mit der zunehmenden Komplexität im Markt, die sich aus regulatorischen Vorgaben wie ESG-Anforderungen oder dem neuen europäischen Medizinprodukterecht ergebe, sowie aus Herausforderungen beim Thema Lieferkette.

Um die Rentabilität in ihren Kernmärkten zu steigern, setzen die MedTech-Hersteller laut Studie vor allem auf Technologie und Digitalisierung, etwa KI und maschinelles Lernen zur Steuerung der Lieferketten oder Robotik und Automatisierung in der Fertigung.

Gleichzeitig zeige die Umfrage ein Ungleichgewicht zwischen den priorisierten Hebeln zur Leistungssteigerung und deren potenziellem Beitrag zur Gewinnmaximierung. Die Befragten nennen als wichtigste Handlungsfelder den Vertrieb, die Beschaffung und die Lieferkette. Beim Vertrieb passt diese Einstufung zu dessen hohem Margenverbesserungspotenzial von fünf Prozentpunkten. Dagegen weisen Beschaffung und Lieferkette mit 2,9 beziehungsweise 2,7 Prozentpunkten die niedrigsten Potenziale unter den betrachteten Bereichen auf. Den höchsten Beitrag zur Rentabilitätssteigerung könnten Forschung & Entwicklung mit 6,3 sowie Support und After-Sales mit 5,7 Prozentpunkten liefern – doch in der Prioritätenliste der Unternehmen stehen sie weit unten auf dem fünften beziehungsweise siebten und letzten Platz, legen die Studienmacher dar. Thilo Kaltenbach, Partner bei Roland Berger, verdeutlicht: "Bei diesem Ungleichgewicht zwischen Priorisierung und Potenzial der Aktivitäten spielen Faktoren wie Risikoeinschätzung und die angenommene Umsetzungswahrscheinlichkeit eine Rolle. Diese müssen natürlich ebenfalls berücksichtigt werden."

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