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Über die Hälfte aller Barmer-Versicherten, die 2012 zwischen 25 und 34 Jahren alt waren, nehmen Leistungen für vertragszahnärztliche Versorgung bis maximal 1.000 Euro jährlich in Anspruch - Quelle: Barmer

GKV-Daten

Mundgesundheit der Deutschen überwiegend stabil

Die Häufigkeit von Zahnbehandlungen ist bei Erwachsenen ungleich verteilt. Das geht aus dem aktuellen Zahnreport der Barmer Krankenkasse, Berlin hervor. Demnach werden bei zehn Prozent der erwachsenen Versicherten zwischen 25 und 74 Jahren zum Teil sehr viele Füllungen gelegt. So waren es bei einer durchschnittlichen Patientin oder einem durchschnittlichen Patienten dieser Gruppe innerhalb von zehn Jahren beispielsweise etwa 18 Füllungen, im obersten Prozent sogar 35 Füllungen.

"Der Zahnreport zeigt auf, dass die individuelle Mundgesundheit in Deutschland im Langzeitverlauf sehr heterogen ist", sagt Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer. "Denn die obersten zehn Prozent der Versicherten weisen einen hohen zahnmedizinischen Therapiebedarf auf. Damit Prävention und Prophylaxe dort wirken können, müssen diese an den individuellen Bedarf angepasst sein." Das könne zahnärztliche Eingriffe vermeiden und zugleich den Wirtschaftlichkeitsaspekt in der Versorgung stärken.

Für den Zahnreport wurden auf Basis von Abrechnungsdaten erstmals über ein Jahrzehnt hinweg lückenlos Behandlungsverläufe von etwa 2,7 Millionen Versicherten der Altersgruppen 25 bis 34 Jahre, 45 bis 54 Jahre und 65 bis 74 Jahre analysiert.

Relation von Zahnersatz und Bildung

Dem Report zufolge besteht ein Zusammenhang zwischen dem Bildungsstand und des Umfangs der Versorgung mit Zahnersatz. Je höher der Ausbildungsgrad der Betroffenen, desto seltener würden diese viel Zahnersatz benötigen. So gäbe es unter Versicherten mit Diplom oder Magister-Abschluss im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt rund 35 Prozent weniger Personen mit hoher Inanspruchnahme von Zahnersatz. "Der Zahnreport belegt eindrücklich, dass solche Faktoren bei der Analyse und Planung prophylaktischer und therapeutischer Leistungen berücksichtigt werden sollten", sagte Straub.

Fokus auf Gruppen mit hohem Therapiebedarf

Einige Versichertengruppen haben etwa bei Zahnersatz oder Kronen einen hohen Therapiebedarf und verursachen somit einen erheblichen Teil der Kosten. Dazu zählen laut dem Zahnreport zum Beispiel etwa 84.000 Versicherte in der Alterskohorte von 65 bis 74 Jahren, bei denen in zehn Jahren durchschnittlich Ausgaben für die Kasse von etwa 2.500 Euro anfallen. In den zahnmedizinischen Verläufen zeigt sich auch, dass die Ausgaben für Zahnersatz und Kronen mit zunehmendem Alter an Bedeutung gewinnen. So benötigten in der Alterskohorte der 45- bis 54-Jährigen über zehn Jahre mehr als 60 Prozent der Versicherten Zahnersatz. Bei den 65- bis 74-Jährigen wurde bei mehr als 75 Prozent der Versicherten Zahnersatz eingegliedert.

Eigenverantwortliche Prävention als Ziel

Der Zahnreport kommt zu dem Ergebnis, dass die individuellen Zehnjahresverläufe insgesamt auf eine stabile Mundgesundheit bei vielen Versicherten hindeuten. Ein Teil der Menschen werde von präventiven Maßnahmen und nachhaltiger Versorgung jedoch offensichtlich noch nicht erreicht. "Um den hohen und kontinuierlichen Therapiebedarf bei Patienten mit hoher Krankheitslast zu verringern, ist ein weiter verbesserter Zugang zu professionellen Mundhygieneunterweisungen wünschenswert, insbesondere bei Erwachsenen", sagt Prof. Dr. Michael Walter von der Technischen Universität Dresden, Autor des Barmer-Zahnreports. Das übergeordnete Ziel von Prävention in der Versorgung müsse die Aufklärung und Anleitung zu einer eigenverantwortlichen und effektiven Mundhygiene sein, die dann von möglichst vielen Menschen ein Leben lang gründlich betrieben werde.

Ost-West-Unterschiede

Die Autoren des Reports haben neben soziodemografischen Faktoren auch regionale Unterschiede bei der Betrachtung von Versicherten einbezogen. Dabei zeigt sich, dass in Abhängigkeit von Alter und Region die Mundgesundheit mitunter sehr unterschiedlich ist. So gibt es einen deutlichen Ost-West-Unterschied. Der Anteil der Versicherten, die häufig Füllungen benötigten, liegt in den ostdeutschen Flächenländern um 42 Prozent über dem Bundesschnitt. Beispielsweise liegt dieser Anteil im thüringischen Suhl über alle Altersgruppen ganze 70 Prozent über dem Bundesschnitt. Die festgestellten Unterschiede in der Versorgung in Ost und West deuten darauf hin, dass in den ostdeutschen Bundesländern eine konservierende Zahnmedizin gegenüber einer stärker auf Zahnersatz ausgerichteten Versorgung im Westen überwiegen könnte, so die Studienautoren.

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